Kefalonia

Gennaker
Schon wieder so ein nautischer Begriff!
Ein Gennaker, wie schon das Kunstwort andeutet ist ein Mittelding zwischen Genua (Vorsegel) und Spinnaker (Ballonsegel) und vereint die jeweiligen Vorteile: Er kann ohne Baum gefahren werden (wie die Genua) und treibt das Boot bei achterlichen Winden kräftig an (wie der Spinnaker). Auf der letzten Etappe haben wir unseren Blister (ein anderes Wort für dieselbe Sache) das erste Mal verwendet.
Gennaker
Yet another nautical term!
A gennaker, as the artificial word suggests, is a cross between a genoa (headsail) and a spinnaker (balloon sail) and combines the advantages of both: it can be sailed without a boom (like a genoa) and propels the boat powerfully in aft winds (like a spinnaker). On the last leg, we used our blister (another word for the same thing) for the first time.
Zuerst aber das Wesentliche: Nach fünf Tagen auf Erikousa haben wir Samstagfrüh unsere bisher längste Etappe in Angriff genommen. Von den Diapontischen Inseln bis nach Argostoli auf der Insel Kefalonia, ca. 120 bis 125 Seemeilen. Die Windvorhersage sah recht gut aus: ziemlich wenig Wind am Anfang in der Nähe von Korfu, aber weiter draußen und später am Tag sollten drei bis vier Windstärken zu erwarten sein, die ab etwa Mitternacht wieder auf ein bis zwei abflauen sollten.
Tatsächlich dauert es bis vier am Nachmittag bis so viel Wind aufkommt, dass es sich lohnt, nach den Segelleinen zu greifen. Von vier Windstärken ist aber auch diese Brise weit entfernt. Da wir noch mehr als zwei Drittel des Weges vor uns haben, beschließen wir, endlich den Gennaker auszuprobieren, der seit über fünf Jahren ungenutzt im Vorschiff lagert. In Koper haben wir ihn schon einmal heraußen gehabt und besichtigt, daher wissen wir, wie er im Prinzip funktioniert. Mit einem Fall wird das im Bergesack eingepackte Segel hochgezogen. Dann zieht man den unteren Ring des Bergesackes nach oben und das Segel entfaltet sich. Beim Bergen zieht man den Ring wieder nach unten, das Segel verschwindet im Sack und kann weggestaut werden.
But first, the essentials: after five days on Erikousa, we set out on Saturday morning on our longest leg so far. From the Diapontian Islands to Argostoli on the island of Kefalonia, approximately 120 to 125 nautical miles. The wind forecast looked quite good: fairly little wind at the start near Corfu, but further out and later in the day, we could expect wind forces of three to four, which should drop back to force one or two around midnight.
In fact, it takes until four in the afternoon for enough wind to pick up to make it worthwhile to reach for the sails. But even this breeze is a long way from four wind forces. Since we still have more than two-thirds of the way to go, we decide to finally try out the gennaker, which has been lying unused in the fore cabin for over five years. We took it out and inspected it once before in Koper, so we know how it works in principle. The sail, packed in a storage bag, is hoisted up with a halyard. Then you pull the lower ring of the storage bag upwards and the sail unfolds. To stow it away, you pull the ring down again, the sail disappears into the bag and can be stowed away.
Es dauert dann allerdings ein wenig, bis uns der Verlauf der verschiedenen Leinen klar wird und alles so eingerichtet ist, wie es sein soll. Dann aber entfaltet sich unser weiß-blau-türkises Vorsegel in der gewünschten Weise und wir können endlich den Motor abschalten. Bei zwei bis drei Beaufort segeln wir dann etwa vier Stunden lang über das Ionische Meer, Korfu immer an unserer Backbord-Seite.
Vor Einbruch der Nacht lässt dann der Wind aber wieder nach und wir müssen unser schönes Segel wieder bergen. Das klappt auf Anhieb wie am Schnürchen. Für den Rest der Strecke haben wir dann aber keinen Wind mehr und so läuft der Motor die ganze Nacht.
However, it takes a little while for us to figure out the various lines and get everything set up as it should be. But then our white, blue and turquoise headsail unfurls as desired, and we can finally switch off the engine. With a wind force of two to three Beaufort, we sail across the Ionian Sea for about four hours, with Corfu always on our port side.
Before nightfall, however, the wind dies down again, and we have to stow away our beautiful sail. This works like clockwork right away. For the rest of the way, however, we have no wind, so the engine runs all night.
Endlich entfaltet!
Finally unfolded!
Bei Sonnenaufgang haben wir bereits Kefalonia an Backbord und wir beschließen, dass der Golf von Argostoli der Ort sein soll, an dem wir auch das freie Ankern zum ersten Mal richtig ausprobieren wollen. Der Ort selbst soll zwar sehr interessant sein, aber die Marina scheint ein wenig fragwürdig zu sein und im Stadthafen könnte es uns zu laut von der touristischen Hochsaison werden.
At sunrise, we already have Kefalonia on our port side and we decide that the Gulf of Argostoli will be the place where we want to try free anchoring for the first time. The town itself is said to be very interesting, but the marina seems a little questionable and the city harbour might be too noisy for us during the tourist high season.
Je weiter wir den langgezogenen Golf nach Norden fahren, umso klarer wird, dass wir am Ende nicht allzu viel „Gesellschaft“ haben würden. Außer uns ankern nur zwei andere Segelyachten unter den weißen Klippen beim Koumaria-Strand.
The further north we sail along the long stretched gulf, the clearer it becomes that we won’t have much ‘company’ in the end. Apart from us, only two other sailing yachts are anchored under the white cliffs near Koumaria Beach.
Nachdem wir das Manöver noch einmal im Detail durchgesprochen haben, geht Hanna ans Ruder und ich kümmere mich um den Anker. Auf etwas mehr als 5 m Tiefe und über sandigem Boden lasse ich den Anker fallen, Hanna legt den Retourgang ein und nachdem etwas über 30 m Kette ausgelaufen waren, stoppe ich die Winsch. Die Kette kommt steif und es hat den Anschein, dass der Anker gegriffen hat. Sicher sind wir aber erst, nachdem wir mit kräftigem Rückwärtsgang gegen den Anker fahren und feststellen, dass sich das Boot nicht mehr bewegt. Wir entlasten die Winsch mit Hilfe einer „Kettenkralle“ und einer Leine, die ich schon vorher vorbereitet habe.
Dann gönnen wir uns ein kühles Ankerbier!
After discussing the manoeuvre in detail once again, Hanna takes the helm, and I take care of the anchor. At a depth of just over 5 metres and over sandy ground, I drop the anchor, Hanna puts the engine in reverse and, after running out a little over 30 metres of chain, I stop the winch. The chain comes stiff and it appears that the anchor has set. However, we can only be sure once we have reversed powerfully against the anchor and established that the boat is no longer moving. We relieve the winch with the help of a ‘chain claw’ and a line that I have prepared in advance.
Then we treat ourselves to a cool anchor beer!
Leben vor Anker
Seit Sonntag, dem 3. August liegen wir hier, in der Bucht von Livadhi, vor dem Strand von Koumaria, vor Anker. Nach und nach kommen wir drauf, was wir alles vergessen haben, einzukaufen. Zwar sind wir mit allem Nötigen reichlich ausgestattet, aber einige Dinge würden wir schon noch brauchen, Wurst und Gemüse vor allem. Hier ist aber kein Geschäft mit dem Dinghi erreichbar, also müssen wir mit dem auskommen, was wir haben.
Live at anchor
We have been anchored here in Livadhi Bay, off Koumaria Beach, since Sunday, 3 August. Little by little, we are realizing what we forgot to buy. Although we are well stocked with everything we need, there are a few things we could still use, especially sausage and vegetables. However, there are no shops within reach of the dinghy, so we have to make do with what we have.
Als Silberstreif gibt es allerdings etwa 1,2 Seemeilen westlich unseres Liegeplatzes ein Restaurant, das mit dem Schlauchboot erreichbar sein sollte. Es ist jedoch einigermaßen erstaunlich, dass wir zwar damit gerechnet haben, ein paar Tage von den Vorräten an Bord leben zu „müssen“, aber im Detail haben wir uns dann nicht daran gedacht, was „in den paar Tagen“ eventuell zur Neige gehen könnte.
Eine interessante und ernüchternde Erfahrung: offenbar sind wir so sehr daran gewöhnt, dass uns „immer alles“ zur Verfügung steht, dass wir die alltäglichen Details der „Nahversorgung“ einfach aus den Augen verloren haben.
The silver lining on the horizon, however, is that there is a restaurant about 1.2 nautical miles west of our mooring that should be accessible by dinghy. It is somewhat surprising that, although we expected to have to live off the supplies on board for a couple of days, we didn’t think in detail about what might run out during those few days.
An interesting and sobering experience: apparently, we are so used to having ‘everything’ at our disposal that we have simply lost sight of the everyday details of ‘local supply’.
Inzwischen haben wir eine Liste, was wir besorgen müssen, sobald wir wieder Zugang zu Lebensmittelgeschäften haben. Natürlich könnten wir Anker auf gehen und nach Argostoli rüberfahren, um die kleinen Luxusdinge nachzukaufen, die hier demnächst zur Neige gehen werden, aber nachdem wir ja grundsätzlich gut mit Vorräten – und vor allem Trinkwasser! – ausgestattet sind, werden wir das nicht tun.
Zu den neuen Erfahrungen zählt auch die Tatsache, dass unser Nutzwasser limitiert ist. Trinkwasser (in Flaschen) haben wir aktuell über 40 Liter, das sollte für mehr als eine Woche reichen. Unser Wassertank fasst ca. 150 Liter und obwohl wir ihn desinfiziert haben und der Inhalt wohl bedenkenlos trinkbar wäre, nutzen wir den Inhalt vor allem zum Kochen, zum Duschen und zum Abspülen des Geschirrs, nachdem wir es mit Meerwasser abgewaschen haben. Während wir gekaufte Wasserflaschen leicht aufs Schiff tragen können, brauchen wir einen Schlauchanschluss, um den eingebauten Tank füllen zu können. In der Marina von Pylos, unserem nächsten Stopp gibt es aber kein Trinkwasser! Und der nächste Stopp danach – Kythera – ist wohl wieder eine Ankerbucht.
We now have a list of what we need to buy as soon as we have access to grocery stores again. Of course, we could weigh anchor and sail over to Argostoli to buy the little luxuries that will soon run out here, but since we are basically well stocked with supplies – especially drinking water! – we won’t do that.
Another new experience is the fact that our “service water” is limited. We currently have over 40 litres of drinking water (in bottles), which should last for more than a week. Our water tank holds about 150 litres and although we have disinfected it and the contents would probably be safe to drink, we mainly use it for cooking, showering and rinsing the dishes after washing them with sea water. While we can easily carry purchased water bottles onto the ship, we need a hose connection to fill the built-in tank. However, there is no drinking water in the marina of Pylos, our next stop! And the next stop after that – Kythera – is most probably another anchorage.
Ausflug
Excursion
Das sind alles Überlegungen, die bei der Reise von wohl ausgestatteter Marina zu Marina nicht notwendig waren. Da liegt der Schlauch gleich neben dem Liegeplatz und geduscht wird sowieso im Sanitärgebäude.
Andererseits ist das Leben in dieser relativen Abgeschiedenheit auch sehr faszinierend. Unsere neun mal drei Meter mit allen Dingen, die wir darauf untergebracht haben, ist nun für ein paar Tage unsere ganze Welt – mit einem Beiboot, um sie auch mal verlassen zu können. Wir hüpfen von der Badeplattform direkt ins saubere Meerwasser, duschen mit dem Wassersack im Cockpit und zählen vor dem Abendessen unsere restlichen Kartoffeln.
These are all considerations that were not necessary when travelling from well-equipped marina to marina. There, the hose is right next to the berth, and we shower in the sanitary building anyway.
On the other hand, life in this relative seclusion is also very fascinating. Our nine by three metres with everything we have stored on it is now our whole world for a few days – with a dinghy so we can leave it from time to time. We jump from the bathing platform straight into the clean sea water, shower with the water bag in the cockpit and count our remaining potatoes before dinner.
Bis heute Morgen! Jetzt liegen zwei Superyachten, eine größer als die andere, neben uns und ruinieren die Ruhe der Bucht mit dem Lärm von Jet-Skis und sonstigen „Spaßgeräten“.
Until this morning! Now two superyachts, one bigger than the other, are moored next to us and are ruining quiet of the bay with the noise of jet skis and other ‘fun equipment’.
Fußnote:
Nachdem es in den Marinas nicht immer brauchbares W-LAN gibt und wir auch nicht immer die Zeit finden, alle aktuellen Ereignisse zeitnah im Blog zu verarbeiten, mag es sich lohnen, immer wieder auf frühere Beiträge zurückzukommen – es könnte zusätzliche Inhalte zu betrachten geben.
Footnote:
Since useable Wi-Fi is not always available in marinas, and we don’t always have time to post all the latest news on the blog in a timely manner, it may be worth checking back through previous posts – there may be additional content to view.
Sehr hübsches Vorsegel! Tolle Landgänge, die ihr da macht- hoffentlich nicht zu heiß 🥵
Jetzt weiß ich auch woher die Redewendung „etwas klappt wie am Schnürchen“ kommt.😊
Ps.: das mit dem Speichern des Namens, der Website und der E-Mail Adresse funktioniert bei mir nicht.
Wünsch euch ne schöne Zeit und freundliche Winde!